Beziehung öffnen? 7 Prinzipien, damit das gelingen kann
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Beziehungen sind dynamisch und entwickeln sich über die Jahre immer wieder in unterschiedliche Richtungen. Eure Lebenssituation verändert sich und unterschiedliche Bedürfnisse treten in den Vordergrund. Solche Entwicklungen können zu der Überlegung führen, die Beziehung zu öffnen.
Wenn du dich also fragst, ob eine offene oder polyamore Beziehung besser zu dir passt oder deine Beziehung retten kann, solltest du dich behutsam diesem Thema zuwenden und genau prüfen, wo du derzeit stehst. Wir bei Couple Care machen immer wieder die Erfahrung, dass der Prozess der Öffnung nur mit viel Fingerspitzengefühl, echter Zuwendung und Empathie gelingen kann. Deshalb haben wir in unserem Praxisprogramm auch die grundlegende Arbeit der Konfliktbewältigung und der Paarfürsorge - als Basis für Fragen der Beziehungsöffnung - vorangestellt.
Gerade am Anfang dieses Prozesses, wenn Paare über eine Öffnung nachdenken, wird die Frage nach geeigneten Regeln für eine offene oder polyamore Beziehung häufig gestellt. Das ist verständlich und auch wertvoll, denn der Austausch über Regeln hilft zum einen beim Verstehen der eigenen
Bedürfnisse und Gefühle, zum anderen beim Miteinandersprechen. Es gibt ein Gefühl von Sicherheit und Kontrolle.
Allerdings sind zwei Dinge hierbei zentral:
- Erstens sind Regeln nicht universell oder ein für alle Mal gültig. Sie müssen immer wieder neu angeschaut und angepasst werden. Denn das Leben verändert sich genau wie die Bedürfnisse der Partner. Was mit Mitte Zwanzig passend war, muss mit Anfang Vierzig nicht mehr die gleiche Gültigkeit haben. Und natürlich gilt: Was für das eine Paar als sinnvolle Regel hilft, ist dem anderen Paar eine übermäßige Einschränkung oder unzumutbare Verpflichtung.
- Zweitens darf die Schutzfunktion von Regeln für offene oder polyamore Beziehungen nicht überschätzt werden. Denn Regeln geben vor allem Sicherheit, solange sie nicht wirklich benötigt werden. Eines Tages wird eine Regel gebrochen. Das ist (fast) immer so und unvermeidbar. Und dann ist es viel wesentlicher, ob ihr eine wertschätzende Kommunikation etabliert habt und welche Werte euer Handeln bestimmen.
Auf der Suche nach einem für euch passenden Beziehungsmodell, sind grundlegende Haltungen und Prinzipien also deutlich wichtiger als kleinteilige Regeln.
7 Prinzipien, wie die Beziehungsöffnung gelingen kann
Wir von CoupleCare haben für dich 7 Prinzipien, damit das Öffnen einer Beziehung gelingen kann:
1. Du brauchst eine glückliche Beziehung, um diese zu öffnen
Die wichtigste Voraussetzung für eine glücklich verlaufende Öffnung, ist eine grundsätzlich stabile Beziehung. Es klingt banal, ist aber leider eine viel zu oft übersehene Tatsache. Eine Öffnung bringt ein Paar immer unter Druck. Die Defizite werden sichtbar und Bruchstellen der Paarbeziehung werden zu echten Störungen. Häufig werden Beziehungsprobleme jetzt erst wirklich bemerkt! Es kommt immer wieder vor, dass Paare über Öffnung nachdenken, weil sie unzufrieden sind. Und ich sage gleich: Das wird nach meiner Erfahrung keinen Erfolg haben. Erst kommt eine glückliche Beziehung, dann kann die Öffnung als Sahnehaube dazukommen. Die erste Aufgabe ist also: Legt miteinander fest: Wie wollen wir unsere Beziehung aktiv und lebendig halten? Was tun wir für unser gemeinsames Glück? Das ist das, was ich als Couple Care bezeichne.
2. Raum für Wahrheiten und Ehrlichkeit
Jeder von uns hat gelernt zu lügen. Manchmal sind Lügen verständlich, manchmal schützen sie uns – manchmal andere, manchmal verletzen sie. Es geht mir hier nicht um die Frage der Moral von Lügen. Die Kernfragen sind vielmehr: Durfte ich in meinem Lebens lernen, meine Gefühle und Gedanken auszudrücken, so wie ich sie wahrnehme? Habe ich geübt, mir selbst gegenüber wirklich ehrlich zu sein? Muss ich mich selbst belügen, da ich sonst meine inneren Widersprüche nicht aushalte? Kann ich mich zeigen - mit allen meinen Seiten oder befürchte ich Ablehnung und Unverständnis?
Wenn ihr euch etwas richtig Großartiges schenken wollt, dann schenkt euch gegenseitig Raum. Raum, in dem sich eure inneren Wahrheiten ehrlich zeigen dürfen. Hört auf, euch selbst oder gegenseitig zu anzugreifen, schaut neugierig genau dorthin, wo sich das Leben abspielt - im Innen. Tatsächlich beginnt Ehrlichkeit in Beziehung mit der Ehrlichkeit des Einzelnen zu sich selbst. Und ja, es ist eine mächtige Aufgabe, sich selbst gegenüber wirklich ehrlich zu werden. Dabei geht es nicht um die Fragen, wie viel Paare miteinander teilen sollten oder ob und welche Geheimnisse es innerhalb der Beziehung geben darf? Zentral ist vielmehr folgende Frage: Was brauche ich, um zu mir selbst und meinen Wünschen zu stehen und im gemeinsamen Dialog herauszufinden, wie wir unsere jeweiligen Bedürfnisse gemeinsam und verbindungsvoll leben können?
3. Verantwortung für Gefühle übernehmen
Die weitgehendste Veränderung, die ich bei mir selbst und anderen Menschen bisher beobachtet habe, ist die Übernahme von Verantwortung für die eigenen Gefühle. Egal was passiert, du bist immer verantwortlich dafür, welche Gefühle dein Gehirn für dich produziert und wie du dich dazu verhältst. Umgekehrt gilt auch -egal was du tust: Du hast niemals wirklich einen Einfluss darauf, welche Gefühle dein Partner oder deine Partnerin in einer Situation erlebt.
Wenn wir das wirklich akzeptieren, dann ändert sich unser Beziehungsleben radikal. Wenn dann können wir uns nicht mehr gegenseitig die Schuld geben und die Verantwortung für unser Wohlsein an den Partner/ die Partnerin abgeben. Dann müssen wir selbst ran und Entscheidungen so treffen, dass sie - für uns und für andere - Gutes bewirken.
Ich brauche also die echte Bereitschaft, die Verantwortung dafür zu übernehmen, dass meine eigene Gefühls- und Gedankenproduktion positiver und wohlwollender wird. Je weicher und innerlich flexibler ich bin, umso angemessener werden meine Verhaltensweisen und ich starte in einen wichtigen Entwicklungsprozess.
4. Wissen ist die Voraussetzung, um Grenzen achten
Grundsätzlich dient euer Gedankenaustausch dazu, dass ihr euch über das einigt, was ihr gemeinsam probieren wollt. Ihr müsst nicht dasselbe wollen! Es reicht, wenn ihr für das jeweils formulierte Bedürfnis eine mögliche Befriedigung sucht. Das bedeutet, dass ich grundsätzlich bereit bin nach einer möglichen Lösung zu suchen, auch wenn ich mir im Augenblick nicht vorstellen kann, dass meine Frau z.B. einen anderen küsst oder mein Mann 4 Tage allein in die Berge fährt.
Wenn da Widerstände sind, dann ergründet gemeinsam, worin diese bestehen. Seit beherzt und begebt euch auf die Suche nach Selbsterkenntnis. Erstmal ist in der Fantasie alles erlaubt. Aber nicht jede Fantasievorstellung will auch ausgelebt werden. Wissen über bestehende Bedürfnisse bieten Orientierung. Gönnt euch diese gemeinsame Ausrichtung auf Intimität und Einvernehmen.
Eine offene oder polyamore Beziehung bedeutet nicht, dass ich tun und lassen kann, was ich will. Es schadet einer Beziehung erheblich, wenn ich unkontrolliert alle Grenzen missachte. Wenn deine Grenzen wiederholt missachtet werden, dann kann das ein Zeichen dafür sein, dass du nicht den richtigen Partner an deiner Seite hast oder die Konstellation nicht stimmt. Bitte nimm deine Grenzen ernst und äußere sie. Es geht nicht darum, dass die Polyamorie irgendetwas von dir verlangt oder dir zumutet. Du selbst bist der Maßstab und du selbst definierst deine Grenze.
5. Im Leid steckt auch Erkenntnis
An Grenzen zu gehen und dort in aller Ruhe wahrzunehmen, was ich spüren und lernen kann, dafür muss ich auch in der Lage sein, Situationen und unangenehme Gefühlszustände vorübergehend auszuhalten. Es bedarf einer Hingabe- und auch einer gewissen Leidensbereitschaft, damit ich in der Lage bin, Neues zu entdecken und Vielfalt in mein Leben zu lassen. Es fühlt sich nicht alles immer gut an, aber ihr solltet immer wieder gemeinsam Einverständnis herstellen. Schaut hin und seht, was ihr für euch als positiv erlebt habt - und was auch nicht. Erstaunlicherweise ist das Schwere und Schmerzhafte im Leben oft auch das, was ganz besonders eindrucksvoll und positiv prägend ist. Also, greife mutig in die Dornen des Lebens.
6. Probiert euch aus
In der Fantasie können sich Dinge aufregend oder bedrohlich anfühlen. Aber erst, wenn du es ausprobierst, wirst du fühlen, wie du das wirklich wahrnimmst und spürst. Deshalb empfehle ich dir, Dinge einfach mal zu versuchen. Manchmal stellst du erst hinterher fest, was richtig oder falsch für dich war. Es kommt vor, dass Paare etwas versuchen, was für einen der Partner oder für beide nicht gut war. Das ist normal. Nimm es als Erfahrung und schau, was ihr beim nächsten Mal anders machen wollt. Irren ist menschlich und manchmal tut das auch weh. Also aufstehen und weitermachen!
7. Safer Sex und Intimgesundheit
Leider ist dieses Thema immer noch stark tabuisiert und zu viele Menschen gehen hohe Risiken ein. Aber: Safer Sex ist ein Muss – ohne Wenn und Aber! Sei dir bewusst, dass du sowohl für dich als auch für deine Intimpartner Verantwortung trägst. Macht das also zum Thema, lasst euch regelmäßig testen und vermeidet ungeschützten Sex. Und das gilt auch für Oralverkehr. Krankheiten sind ein reales Risiko, wenn du das Thema nicht ernst nimmst. Also, starte gleich zu Beginn eines Dates: Wann war dein letzter Test und was hast du testen lassen? Eine einfache und unschuldige Frage, die dich und andere schützen wird. Und zuallererst: Ab zum Arzt und lass dich testen!
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