Das Lecktuch: Verhütungs-Allrounder für homosexuelle Frauen
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Viele queere Menschen haben selbst wenig Wissen über Verhütung und sind verunsichert, wenn von "Safer Sex" die Rede ist. Besonders in Situationen, in denen sexuelle Partner häufiger wechseln, ist es jedoch unbedingt ratsam, das Thema anzusprechen. Denn obwohl es logisch erscheint, dass zwei Personen mit Vulva beim Geschlechtsverkehr kein Kind bekommen können, besteht dennoch das Risiko, sich mit verschiedenen Geschlechtskrankheiten anzustecken: HIV, Hepatitis, Syphilis, Feigwarzen, Herpes, Pilze, etc. Um dies zu verhindern, lohnt es sich auf jeden Fall, genauer auf verschiedene Verhütungsmethoden zu schauen. Wir stellen hier ein sehr beliebtes Verhütungsmittel vor, nämlich das Lecktuch.
Was ist ein Lecktuch?
Das Lecktuch, auch als Dental Dam bezeichnet, kann beim aktiven Oralverkehr vor der Übertragung von Krankheiten schützen. Es ist zwar nicht im herkömmlichen Supermarkt erhältlich, jedoch in Apotheken und online verfügbar, zum Beispiel hier bei uns im Shop. Die Verwendung verhindert die Übertragung sexuell übertragbarer Infektionen, wie zum Beispiel Chlamydien, während des Oralverkehrs. Bakterien und Viren können im Vaginalschleim vorhanden sein und auf diese Weise über die Mundschleimhaut übertragen werden. Ebenso besteht das Risiko einer Ansteckung in umgekehrter Richtung, beispielsweise durch Herpesviren.
Es handelt sich dabei um ein Tuch aus hauchdünnem Latex, das über die Vulva der Frau gelegt wird. Es kann auch beim Anilingus verwendet und dann über den Anus ausgebreitet werden. Durchschnittlich hat das Tuch eine Größe von 15x15 cm und ähnelt von der Beschaffenheit her einem Kondom.
Wie verwende ich ein Lecktuch?
Nach dem Entnehmen aus der Verpackung breitest du es aus und legst die Latexschicht bespielsweise über die Vulva deiner Partnerin. Dadurch kannst du sie oral stimulieren, ohne dass Vaginalfeuchtigkeit in deinen Mund gelangt oder dein Speichel direkt mit ihrer Vulva in Kontakt kommt. Lecktücher sollten nach Gebrauch entsorgt werden, denn eine mehrfache Verwendung gefährdet die Sicherheit. Achte darauf, das Lecktuch während des Cunnilingus nicht zu entfernen und dann falsch herum wieder auf die Vulva zu legen. Es ist auch wichtig, dass das Tuch nur in einer Position verwendet wird.
Wie ist das Lecktuch entstanden?
Ursprünglich in der Zahnmedizin entwickelt, wurde das Lecktuch während der Aids-Welle als Verhütungsmittel bekannt. Obwohl HIV nicht durch orale Übertragung übertragen wird, können andere Geschlechtskrankheiten betroffen sein. Dennoch hat sich über Jahrzehnte wenig geändert; es gibt weder Kampagnen noch ausreichende Bemühungen, das Lecktuch als festen Bestandteil der Aufklärung zu etablieren.
Warum ist das Lecktuch so unbekannt?
Es gibt mehrere Gründe dafür. Da viele Werbekampagnen sich auf Kondome konzentrieren, gerät das Lecktuch oft in den Hintergrund. Es gibt nämlich kaum Werbekampagnen, die das Lecktuch fördern. Außerdem ist Oralsex für viele immer noch ein Thema, über das nicht offen gesprochen wird. Obwohl es eine Nachfrage gibt und die Produktion von Lecktüchern eine Lücke auf dem Markt füllen könnte, gibt es bisher keinen großen Hersteller, der daran interessiert wäre.
Was tun, wenn das Tuch unangenehm ist?
Für die empfindliche Vulva kann es unangenehm werden, wenn ein trockenes Latextuch darüber ausgebreitet wird. Um dies zu vermeiden, kann man ein wenig Gleitgel auf der Vulva verteilen, bevor man das Tüchlein darüberlegt. So liegt es geschmeidig an und führt nicht dazu, dass die Partnerin Schmerzen oder Trockenheit empfindet.
Kann die Verwendung eines Lecktuchs die Empfindung beeinträchtigen?
Das Lecktuch ist extrem dünn, vergleichbar mit der Latexhülle eines Kondoms. Bei der Stimulation der Vulva deiner Partnerin mit der Zunge wird die Empfindung durch das Tuch nicht beeinträchtigt. Du kannst den Druck leicht erhöhen, wenn deine Partnerin dies wünscht. Selbst wenn sie das Lecktuch straff zieht, kann man mit der Zunge jede Stelle der Vulva erreichen und sie empfindet höchstwahrscheinlich genau dasselbe wie ohne Tuch.
Schützen Lecktücher auch beim Rimming?
Wenn du den Anus deines Partners oder deiner Partnerin beim Rimming mit der Zunge stimulieren möchtest, ist ein Lecktuch eine nützliche Unterstützung. Es lässt sich leicht über den Anus legen, ermöglicht aber gleichzeitig die Stimulation mit der Zunge, ohne dass Darmbakterien in den Mund gelangen. Es empfiehlt sich auch hier, vor dem Auflegen des Tuchs Gleitgel zu verwenden.
ANWENDUNG LECKTUCH: DIE DO'S & DON'TS
Bevor man ein Lecktuch verwendet, ist es wichtig, einige Dos and Don'ts zu beachten, um eine sichere und angenehme Erfahrung zu gewährleisten.
Dos:
- Vor der Verwendung überprüfen, ob das Lecktuch intakt ist: Stelle sicher, dass das Lecktuch keine Risse oder Beschädigungen aufweist, bevor du es verwendest.
- Das Haltbarkeitsdatum beachten: Achte darauf, dass das Lecktuch noch gültig ist, um seine Wirksamkeit sicherzustellen.
- Die Vulva mit Gleitgel feucht halten: Verwende Gleitgel, um die Anwendung des Lecktuchs angenehmer zu gestalten und die Empfindung zu verbessern.
- Das Lecktuch nach dem Anilingus auf der Vulva verwenden: Falls du es für verschiedene Bereiche nutzt, verwende das Lecktuch nach dem Anilingus nicht erneut für die Vulva.
Don'ts:
- Lecktücher mehrmals benutzen: Verwende Lecktücher nur einmal, um die Übertragung von Krankheiten zu verhindern und die Sicherheit zu gewährleisten. Danach sollten sie unbedingt entsorgt werden.
- Mit Fingernägeln oder spitzen Gegenständen Beschädigungen auslösen: Vermeide den Einsatz von scharfen Gegenständen, um das Lecktuch nicht zu beschädigen und die Schutzwirkung zu gewährleisten. Vermeide auch unnötige Kratzer oder Reibungen.
Die Alternativen:
- Handschuhe: Einweghandschuhe werden unter Lesben manchmal verwendet, um beim Sex hygienisch zu bleiben. Dadurch ist es möglich, verschiedene Körperöffnungen zu berühren, ohne sich Sorgen vor einer Ansteckung machen zu müssen, beispielsweise durch Wunden an den Händen des Partners.
- Kondome: Da Lecktücher oft schwer erhältlich sind, verwenden viele stattdessen klassische Kondome, indem sie diese aufschneiden und über die zu schützende Region legen. Dadurch kann ein vergleichbarer Schutz wie bei den Tüchern gewährleistet werden.
- Gleitgel mit Barriereeffekt: Spezielle Gleitmittel mit Barriereeffekt können eine Alternative darstellen. Diese werden auf die zu schützende Region aufgetragen und bilden eine schützende Schicht gegenüber der Haut des Partners. Diese Methode bietet ebenfalls einen gewissen Schutz vor Infektionen.
Wie du siehst, gibt es verschiedene Möglichkeiten, sich zu schützen, obwohl die Verwendung von Lecktüchern die geläufigste und homosexuellen Paaren ist. Wichtig ist dabei immer, mit der Partnerin darüber zu sprechen, um böse Überraschungen zu vermeiden.