Sex während der Periode: No-Go oder Lust-Booster?
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Auch in unserer modernen, aufgeklärten Gesellschaft ist das Thema „Periode und Sex“ leider nach wie vor ein Tabuthema. Warum eigentlich? Sicherlich liegt es daran, dass sich viele Vorurteile um dieses Thema ranken. Darüber hinaus spielt Scham eine wichtige Rolle, denn viele Menschen mit Vulva sind überzeugt davon, dass diese besondere Zeit in jedem Monat quasi unsichtbar und versteckt überstanden bzw. ausgestanden werden muss.
Die Menstruation ist ein bedeutender, natürlicher Vorgang
Bei der sexuellen Befreiung geht es auch mit darum, dass wir uns von der Angst befreien „eklig“ oder „unsauber“ zu sein. Die Menstruation ist ein natürlicher Vorgang, der bedeutend ist. Die immer noch verbreitete Unsicherheit rund um dieses Thema ist grundlos und muss abgebaut werden. Auch fließt weit weniger Blut, als die meisten von uns annehmen. Natürlich bleibt es trotzdem eine blutige Angelegenheit. Etwa 60 Milliliter Blut werden durchschnittlich während einer gesamten Periode verloren. Ein offener Umgang mit dem Thema Periode, Menstruation und Blut in der Partnerschaft ist eine wesentliche Voraussetzung, wenn wir grundlegend etwas verändern möchten. Für viele ist dies eine große zu meisternde Herausforderung. Wie denkst du darüber? Unserer Meinung nach ist es an der Zeit dies zu ändern! Eine offene und schamfreie Kommunikation mit dem Partner/der Partnerin ist der Schlüssel hierzu, denn im Vorfeld solltet ihr gemeinsam alles besprechen, um festzustellen, wo ihr als Paar steht und ob Periodensex eine Option sein könnte oder besser Solosex eine gangbare Lösung sein könnte. Die Pros und Kontras möchten wir im folgenden Abschnitt erörtern.
Ist Periodensex ein No-Go oder gar ein Lust Booster?
Die Antwort auf diese Frage ist sehr individuell, da gibt es kein richtig oder falsch. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Orgasmen und das sexuelle Lustempfinden während der Periode zum Wohlbefinden während der Menstruation beitragen können. Unter diesem Gesichtspunkt gesehen kann Periodensex als Lust Booster eingesetzt werden. Wie du aus eigener Erfahrung weißt, gibt jedoch auch bei dir Tage an denen es dir weniger gut geht und du unter Unterleibskrämpfen und Rückenschmerzen leidest und somit selbstredend der Wunsch nach Ruhe und Entspannung im Vordergrund stehen sollte. Kämpfe nicht dagegen an!
Eine Studie des Condom Use Research Team (kinseyinstitute.org) des renommierten amerikanischen Kinsey Institute ergab:
"15 Prozent der befragten Betroffenen sind während der Menstruation gewohnt sexuell aktiv, während 48% darunter aufnehmenden Sex während dieser Menstruationsphase vermeiden. 41% der Frauen konzentrieren sich bevorzugt auf die Stimulation des Partners/der Partnerin."
Sollte dies auch auf dich zutreffen und Sex während der Periode keine Option für dich und deinen Partner/deine Partnerin sein, dann ist vielleicht Solosex mit Sex Toys eine schöne und befriedigende Lösung. Wenn du dich intensiver mit deinem Lustzentrum beschäftigen möchtest, können wir dir unsere Date Box Pussy Meditation von OH MY FANTASY! empfehlen, die dich beim Erkunden, Kennenlernen und Liebkosen unterstützt. In jedem Falle solltest du dich mit deinem Menstruationszyklus beschäftigen, um auch die eigene Lust - und somit dich selbst - während dieser besonderen Phase besser zu verstehen.
Deine Libido und der vier Jahreszeitenzyklus der Menstruation
Wir wissen alle aus eigener Erfahrung, dass unser Lustempfinden im Verlauf des Menstruationszyklus sehr unterschiedlich ist. Um diese Veränderungen besser zu verstehen, müssen wir erst einmal etwas weiter ausholen und erklären, was alles zum Menstruationszyklus dazugehört. Das kostenlos zur Verfügung stehende Workbook der deutschen digitalen Bildungsplattform rund um Menstruation, Zyklusgesundheit und Sexualität Vulvani ist hierzu sehr aufschlussreich und wir möchten dir daher gerne im folgenden Informationen daraus nahe bringen. Denn über dieses Thema, das für alle Menschen mit Vulva sehr wichtig ist, wird leider viel zu wenig nachgedacht.
Der durchschnittliche 25-34 Tage andauernde Menstruationszyklus umfasst verschiedene Phasen, die über die eigentliche Periode hinausgehen und jeweils ganz individuelle hormonelle Veränderungen bedeuten. Der natürliche Zyklus lässt sich sehr treffend mit den vier Jahreszeiten vergleichen, die alle ihre eigenen Besonderheiten mit sich bringen. Die Veränderungen der Energie, Bedürfnisse und Kräfte im Rhythmus des Zyklus werden durch diese Unterteilung in Phasen plastisch nachvollziehbar. Diese vier Zyklusphasen wiederholen sich Monat für Monat und somit auch deine damit verbundenen Gefühle und Stimmungsschwankungen.
Dennoch erlebt jeder Mensch mit Vulva den eigenen Zyklus ganz individuell. Du kennst das nur zu gut: manchmal fühlst du dich so richtig schlapp und träge und an anderen Tagen möchtest du Bäume ausreißen und die ganze Welt überschwänglich umarmen. Vergleichbar mit den äußeren Jahreszeiten gibt es Phasen im Menstruationszyklus, in denen du dich zu Hause und zurückgezogen am wohlsten fühlst und andere, die herausfordernd sind. In wieder anderen kannst du dich vor Tatendrang und überschüssiger Energie kaum retten.
Wann ist dein Lusthöhepunkt im Zyklus?
Der Beginn eines neuen Zyklus ist der erste Tag der monatlichen Blutung. Die erste Phase ist somit die Menstruation: eine gemütliche, langsame Zeit zu Hause. Schöpfe in dieser Phase Kraft in der Stille, Ruhe und Reflexion. Essenziell ist hierbei: ruhe dich aus und schaffe dir Rückzugsmöglichkeiten, um neue Energie tanken zu können. Vielleicht kannst du stressige Termine und Reisen verschieben oder von zu Hause aus arbeiten. Die Periode kostet deinen Körper viel Kraft, gehe daher sparsam mit deiner Energie um in dieser herausfordernden Zeit. Selbstfürsorge ist jetzt besonders wichtig. Komme zur Ruhe, lasse los oder plane Dinge.
Mit dem Ende der Menstruation beginnt die nächste Phase, die sogenannte Follikelphase. Sie bringt mit einem steigenden Östrogenspiegel wieder mehr Energie, Motivation, Fokus und Selbstvertrauen in dein Leben. Du fühlst dich leicht und frei. Probiere Neues aus, sei neugierig. Lasse dich ganz darauf ein: plane und organisiere nach Herzenslust.
Wenn du dann in die nächste Phase den Eisprung kommst, wird mit dem weiter ansteigenden Hormonlevel noch mehr Energie und Kreativität freigesetzt. Jetzt hast du eine extrem hohe Umsetzungskraft, nutze sie aktiv, denn die Zeit der Ovulation ist deine persönliche Powerphase. Du fühlst dich glücklich, motiviert und sexy. Investiere jetzt auch gezielt in persönliche Beziehungen. Dies ist der ideale Zeitpunkt! Auch ist dies deine fruchtbare Zyklusphase und die Wahrscheinlichkeit schwanger zu werden, ist groß!
Abgelöst wird diese Phase durch die Lutealphase. Vielleicht fühlst du dich in dieser Zeit etwas sensibler, möchtest dich lieber zurückziehen und denkst viel nach. Diese Phase kann anstrengend und nicht immer angenehm sein. Aber sei verständnisvoll und mitfühlend mit dir selbst, denn Selbstkritik ist jetzt unangebracht. Viele verbinden diese Zyklusphase auch mit dem Prämenstruellen Syndrom, auch als PMS bekannt. Gefühle von Angst, Traurigkeit oder Sorge sind jetzt stärker ausgeprägt. Derartige Beschwerden verschwinden aber auch wieder wie durch Zauberhand mit dem Beginn der Menstruation. Am letzten Tag vor dem Einsetzen der nächsten Regelblutung endet der Menstruationszyklus.
Die Wirkung hormoneller Verhütung auf deine Libido
Hormonelle Verhütungsmethoden unterdrücken leider nicht nur den Eisprung, sondern als Begleiterscheinung auch die natürlichen hormonellen Schwankungen, die damit einhergehen und die wir im vorigen Abschnitt ausführlich besprochen haben. Dies führt oft dazu, dass deine Libido nicht mehr wirklich von deinem eigenen Körper unterstützt wird. Diese bedenkliche Tatsache solltest du dir bewusst machen. Vorrangiges Ziel hormoneller Verhütungsmittel ist die Verhinderung einer Schwangerschaft. Durch die hormonelle Beeinflussung des Zyklus wird dies erreicht.
Die negative Begleiterscheinung ist in diesem Falle jedoch für dich, dass nicht nur die Fruchtbarkeit und der Eisprung, sondern auch die hohe Lust, die du in einem natürlichen Zyklus hast, auf diese Weise unterdrückt wird. Lustvolle Schwankungen werden somit stark nivelliert und die Libido ist teilweise „eingeschlafen“, da sie vom eigenen Körper nicht positiv unterstützt wird. Hormonelle Verhütungsmethoden beeinflussen auch die Beschaffenheit des wichtigen Zervixschleimes, der ein unterstützendes und hilfreiches Gleitmittel ist und daher eine wesentliche Funktion hat. Der Nebeneffekt der Pille ist die Hemmung der Lust, was eigentlich ein Paradox darstellt, da sie ursprünglich für Menschen mit Vulva entwickelt wurde, die aktiv ihre Sexualität leben möchten. Ursprünglich sollte hormonelle Verhütung nur den Sex „sicherer“ machen. Als Alternative gibt es gute natürliche Verhütungsmethoden, die individuell angepasst werden können.
Trends in der Verhütung
Natürliche, individuelle Verhütungsmethoden erfreuen sich steigender Beliebtheit. Dies ist eine sehr positive Entwicklung. Die Pille und ihre Nebenwirkungen werden kritisch hinterfragt und die Menschen treffen eine bewusste Entscheidung. Es wird auf deine individuelle Lebenssituation eingegangen und dies ist von nicht zu unterschätzender Bedeutung! Bis vor einigen Jahren hatte die Pille leider noch den Status eines Lifestyle-Produktes und signalisierte jungen Menschen „ich bin sexuell aktiv“, „ich bin erwachsen“. Verdrängt wurde in dieser Zeit einfach, dass es sich um ein Medikament handelt.
Wenn Menschen mit Vulva und Paare sich heute dann doch für die Pille entscheiden, ist dies mit der Frauenärztin, Freunden und dem Partner/der Partnerin besprochen, Überlegungen gingen voraus und sie sind sich der Nebenwirkungen sehr wohl bewusst. Der Trend geht jedoch klar in Richtung natürliche Familienplanung, Verhütung durch Zyklusbeobachtung und hormonfreie Verhütung. Auf diese Weise erfährst du auch viel über dich selbst, deine eigene Emotionalität und Lustwahrnehmung.
Tipps für eine natürliche Familienplanung
Für eine natürliche Familienplanung gibt es viele verschiedene Methoden, die teilweise komplementär sind und auch interagieren. Nachfolgend führen wir einige effiziente moderne Methoden auf:
- Das tägliche Messen der Basaltemperatur mit einem Zyklusthermometer.
- Beobachten des Zervixschleimes und des eigenen Lustempfindens während des Zyklus.
- Messen der fruchtbaren und unfruchtbaren Tage.
- Erlernen spezieller Regelwerke und Tipps und Tricks.
- Führen eines Tagesbuches.
Viele der aufgeführten Methoden eignen sich übrigens auch zur Gesundheitsbeobachtung im Allgemeinen.
In jedem Falle können wir dir versichern und dieser Ratschlag stammt ebenfalls von den Spezialist*innen der digitalen Bildungsplattform Vulvani: es lebt sich schöner und befreiter im Einklang mit dem eigenen Körper als ständig gegen ihn anzukämpfen. Probier es einfach aus! Sei neugierig! Und entscheide dann! Du kannst lernen, deinen Menstruationszyklus als deine ganz persönliche Superkraft zu nutzen – für dein Wohlbefinden, deine Sexualität und deine Produktivität.
Dieser Artikel ist auf Basis des Instagram-Lives mit Britta von @vulvani_ entstanden. Vulvani ist die digitale Bildungsplattform rund um Menstruation, Zyklusgesundheit und Sexualität. Mehr darüber könnt ihr erfahren unter https://www.vulvani.com/category/periodenwissen