Zwischen Faszination und Fetisch: Geschichte der Nylon-Strümpfe
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Nylons - ein Sammelbegriff für Straps-Strümpfe, halterlose Strümpfe oder Strumpfhosen, sind Beinschmeichler in Strumpf-Form, die leicht formen und die Beine schlanker und länger erscheinen lassen. Der oftmals transparente Stoff lässt die Haut durchscheinen, kaschiert aber kleine Makel, so dass die Haut glatter und ebenmäßiger wirkt. Sie sind leicht zu tragen und eine großartige Ergänzung zu fast jedem femininen Outfit. Heute geben wir dir einen Einblick die Geschichte der Nylons und decken auf, wieso die Faszination für Nylons so groß ist - und warum die Leidenschaft für Nylons oft bis hin zum Strumpf-Fetisch reicht!
Die Geschichte der Nylons
Wie beliebt Nylon-Strümpfe sind, zeigt schon ein Blick in die Geschichte: Nylon ist ein Handelsname für ein Polyamid (Polyamid 6.6, die exakte chemische Bezeichnung lautet Polyhexamethylenadipinsäureamid) und war die erste jemals vollständig synthetisch hergestellte Faser. Sie wurde 1935 von der amerikanischen Firma DuPont entwickelt, die ihr den Namen Nylon gab, mit dem Ziel, diesen als Synonym für ihre Strümpfe zu etablieren. Davor wurden Feinstrümpfe noch aus echter Seide gefertigt. Dass der Name sich von „Now You Lousy Old Nippon“ ableitet – da man nun damit eigene Fallschirme herstellen konnte – ist übrigens ein Mythos. In Deutschland erschien 1938 ein Pendant, welches dieselben Eigenschaften wie Nylon aufwies, ohne das Patentrecht zu verletzen: Polycaprolactam (Polyamid 6) der Firma I. G. Farben, besser bekannt unter dem Handelsnamen Perlon. Die Alternative, die man 1959 in der DDR herstellte, nannte sich Dederon und war weniger für Strümpfe als für Kittelschürzen und Einkaufsbeutel bekannt.
1939 wurden innerhalb von kürzester Zeit in einem Testverkauf von DuPont die ersten 4000 Paar Nylonstrümpfe verkauft, obwohl diese damals stolze 250 Dollar kosteten. Der 15. Mai 1940 ging als „N(ylon)-Day“ in die Geschichte ein, als DuPont die ersten in Masse produzierten Nylons in einigen ausgewählten Geschäften amerikanischer Großstädte anbot. Es kam zu Krawallen, die kaufwilligen Frauen mussten mit Polizeiabsperrungen zurückgehalten werden und prügelten sich an den Regalen – DuPont machte einen Millionenabsatz. Die Nachfrage war so hoch, dass es bis März 1946 dauerte, bis der Bedarf gedeckt werden konnte. Dies lag unter anderen aber auch daran, dass die Nylonstrumpf-Produktion während des zweiten Weltkriegs stark zurückgefahren wurde, weil das Material zur Herstellung kriegswichtiger Fabrikate gebraucht wurde. Angeblich gaben 65 % der jungen Amerikanerinnen nach Kriegsende an, dass ihnen die Nylons am meisten fehlten, während nur 35 % die Frage mit "Männer" beantworteten.
Die amerikanischen Nylons wurden von der Besatzungsmacht nach Deutschland gebracht, und waren wie Zigaretten oder Schokolade eine eigene Währung auf dem Schwarzmarkt. Auch Bettkantenwährung wurden sie genannt, da einige Frauen sogar zu sexuellen Gefälligkeiten bereit waren, um an die geliebten Feinstrümpfe zu kommen. Für die, die sich die Nylons nicht leisten konnten, gab es getönte „Beinschminke“, um den Effekt zu simulieren, oder sie rieben sich mit Kaffeesatz ein, um die bräunliche Tönung zu erhalten. Mit Augenbrauenstift wurde die Strumpfnaht auf der Rückseite der Beine nachgezogen, denn bis 1955 konnten noch keine nahtlosen Nylons produziert werden. Auch Strapse oder Strumpfbänder waren damals noch eine Notwendigkeit.
Die halterlosen Strümpfe ("Stay-ups“ oder "Hold-ups") gibt es erst seit den 60ern. In dieser Zeit waren jedoch Strumpfhosen wesentlich gefragter, da der Minirock der letzte Schrei war, und das Hervorblitzen von Strumpfrändern oder gar Strapshaltern zu verpönt. Dass es heute dennoch Nylons mit rückwärtiger Naht gibt, ist wohl dem Umstand zu schulden, dass diese das Bein optisch verschlankt und wie eine Führungslinie für Blicke wirkt, die daran entlang die Beine hoch wandern. Darüber hinaus versprühen sie den Glamour von Filmstars oder Mannequins aus der „guten alten Zeit“.
Was ist das Faszinierende an Nylons?
Nylons sind Beinschmeichler, die leicht formen und die Beine schlanker und länger erscheinen lassen, besonders in Kombination mit High Heels. Der oftmals transparente Stoff lässt die Haut durchscheinen, kaschiert aber kleine Makel, so dass die Haut glatter und ebenmäßiger wirkt. Sie sind leicht zu tragen und eine großartige Ergänzung zu fast jedem femininen Outfit. Ob bei Dates, in der Hochzeitsnacht oder auch in Job oder Alltag sind Nylons für etliche Frauen ein unverzichtbares modisches Accessoire.
Nylons werden stets mit Erotik in Verbindung gebracht. Ein Abschluss aus feiner Spitze, der frech unter einem kurzen Rock hervorblitzt, beflügelt die Fantasie. Für sinnliche Dessous-Sets sind Overkneestrümpfe das Sahnehäubchen, das den erotischen Effekt noch verstärkt. Die Kombination aus Dessous, Strapsen und Nylonstrümpfen sind für viele besonders erregend. Anstelle von Strapsstrümpfen gibt es heute viele Modelle, die mit einer eingearbeiteten Gummierung - meist aus Silikon - versehen sind, die selbst während einer durchtanzten Partynacht einen sicheren Sitz am Bein garantieren. Halterlose Strümpfe bieten ein deutlich angenehmeres Tragegefühl und erlauben eine größere Beinfreiheit. Außerdem zeichnet sich damit unter einem eng anliegenden Outfit kein Hüfthalter ab. Die Halterlosen lassen sich zwar für eine aufreizende Wirkung mit einem Strapsgürtel kombinieren, viele sind jedoch wegen des verstärkten Rands zu dick, um Strapse daran zu befestigen.
Mode hat einen großen Einfluss auf unsere Körperwahrnehmung und viele Frauen genießen das gute Körpergefühl von Nylons auf ihren Beinen. Anderen gefällt vor allem, wie ihre Nylons das männliche Geschlecht anturnen. Es gibt wohl kaum einen heterosexuellen Mann, der dem Anblick von Frauen in Nylons widerstehen kann. „Fast jeder Mann hat einen Strumpf-Fetisch“ sagt Sexualtherapeutin Dr. Monika Wogrolly. Sexpertin Paula Lambert hingegen vermutet: „Meiner Erfahrung nach gefällt Männern an halterlosen Strümpfen weniger der Strumpf an sich, als vielmehr die Haltung der Frau, die ihn trägt. Wenn sich eine Frau durch Kleidung sexy und begehrenswert fühlt […] dann ist sie nichts weniger als die begehrenswerteste Frau der Welt". Vielleicht bringt es das Zitat von Brigitte Bardot am besten auf den Punkt: „Die Mode ist vielleicht keine Waffe der Frau, aber sie liefert ihr wenigstens die Munition.” Und selbst Feministin Simone de Beauvoir musste schon zugeben, „dass die dünnsten Strümpfe leider die elegantesten sind“.
Nylons als Fetisch
Als Fetisch bezeichnet man allgemein eine Vorliebe für leblose Gegenstände oder einzelne idealisierte Teile des Körpers. Zur Entstehung von Fetischen gibt es verschiedene Theorien, wobei keine vollumfänglich anerkannt ist. In der Sexualmedizin gilt Fetischismus nur dann als behandlungsbedürftig, wenn er als Ersatz für eine partnerschaftliche Sexualität dient und/oder die sexuelle Befriedigung ohne ihn erschwert bis unmöglich ist und demzufolge ein Leidensdruck entsteht. Im aktuellen Diagnosesystem für psychiatrische Störungen, ICD-11, das seit 1. Januar 2022 in Kraft getreten ist, wurde Fetischismus als eigenständige Störung gestrichen.
Nur weil man Nylons attraktiv findet, bedeutet das aber noch lange nicht, dass man einen Nylonfetisch hat. Tatsächlich ist dieser Fetisch jedoch relativ weit verbreitet und kommt in unterschiedlichsten Erscheinungsformen vor. Im Fokus des Fetisches steht die erotische Fixierung auf das Material, aber auch der Effekt, der damit erzielt werden kann. Während einige Nylons einfach gerne anschauen (wenn sie von jemand anderem getragen werden) und davon erregt werden, mögen andere Haptik und sogar den Geruch des Materials. Der/die "klassische" Nylon-Fetischist:in favorisiert von allem Strapse im Stil der 40/50er Jahre mit der obligatorischen Naht. Aber auch Netzstrümpfe sind recht populär. Das Gefühl des gleitenden, dünnen Stoffes auf der Haut zu fühlen ist für sie der ultimative Kick. Während vor allem viele Männer gerne Frauen in diesen Kleidungsstücken sehen und anfassen, ziehen andere selbst Nylonwäsche an, weil sie das Tragegefühl mögen (wobei der Travestie-Aspekt - also das Tragen von als Frauenkleidung konnotierten Kleidungsstücken als Mann - dabei eine Rolle spielen kann).
Manche mögen es, die Nylons zu zerreißen, gerne werden dabei Strumpfhosen im Schritt aufgerissen, um dann den Geschlechtsverkehr zu vollziehen – für den Fall, dass es weniger um die Zerstörung geht, als in Nylonstrumpfhosen Sex zu haben, wurden die Ouvert Strumpfhosen und -Bodies erfunden. Auch im BDSM-Umfeld ist der Nylonfetisch weit verbreitet – Dominas kleiden sich gerne in diesem Material, und wenn die Neigung in Richtung BDSM geht, lassen sich Nylonfetischist:innen auch gerne mit den Strümpfen fesseln und/oder knebeln. Nicht selten gesellt sich auch ein Fußfetisch hinzu, bei dem das beste Stück mit den bestrumpften Füßen stimuliert wird, der sogenannte Foot-Job. Andere mögen es, die Nylons mit Pee-Spielchen zu kombinieren oder zu beschmutzen.
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