5 Irrtümer über die weibliche Lust
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Wer kennt es nicht? Man ist im Supermarkt, hat seinen Wocheneinkauf erledigt und während man an der Kasse steht, liest man aus Langeweile die neuesten Schlagzeilen verschiedenster Zeitschriften. Neben den aktuellsten Gerüchten findet man (gleich neben den Anleitungen zum Abnehmen) auch Backrezepte und dann gibt es da ja auch noch solche Artikel wie „Das mögen Männer beim Sex!“, „Diese Outfits können Männer nicht mehr sehen!“, „Die besten Stellungen und wie ihr euch am besten in Szene setzt!“. Und selbst auf Instagram und Co. werden einem solche Artikel vorgeschlagen. Es gibt selbst Beiträge im Internet darüber, wie eine schöne Vulva aussieht.
Was. Zur. Hölle?! Man muss sich zwangsläufig fragen, was solche Artikel oder Beiträge gerade auch jungen Mädchen und Frauen vermitteln wollen. Dass sie Anziehpuppen sind? Dass es beim Sex nur um ihn geht? Was ist das Ziel?
Eigentlich sollte der Fokus doch darauf liegen, dass wir als Frauen wissen sollten, was wir wollen und was sich für uns gut anfühlt, denn nur so erreichen wir auch Gleichberechtigung im Schlafzimmer. Tatsache gibt es aber immer noch viele Irrtümer und fünf von diesen wollen wir euch gerne vorstellen und noch wichtiger – sie für euch aus der Welt schaffen.
Irrtum Nr. 1: Passiv zu sein ist sexy.
Viele Frauen nehmen im Bett eine eher passive Rolle ein. Woran liegt es nun aber, dass Frauen vielleicht eher dazu neigen „den Seestern zu machen“ als umgekehrt.
Ein kurzer Ausflug in den Geschichtsunterricht kann hier helfen. Leider sind Frauen bereits seit Jahrhunderten in einer eher passiven Rolle erschienen. Es war immer ein Mann, der das Sagen über eine Frau hatte. Es war der Vater, der sie verheiratete, der Ehemann, der ihr Geld zuteilte und sie versorgte und die Söhne, um die sie sich zu kümmern hatte. In all diesen Rollen hatte die Frau allerdings kaum etwas zu sagen. Durch die fehlenden Bildungsmöglichkeiten war es ihr auch lange nicht möglich als gleichberechtigte Partnerin aufzutreten. Wir sehen es auch oft genug in historischen Filmen, dass beispielsweise über sie aber nicht mit ihr gesprochen wird.
Eine weitere Fehlkonzeption ist das mit Passivität auch Unschuld oder Reinheit einhergeht. Hielt sich eine Frau von gerade auch sexuellen Dingen fern, wurde sie als rein und somit gesellschaftlich als vorbildlich empfunden. Bei Männern, die zu dieser Zeit aber meist schon einige sexuelle Kontakte pflegten, spielte Reinheit aber überhaupt keine Rolle. Dadurch entsteht natürlich auch auf sexueller Ebene ein Gefälle, dass die Frau vom Mann abhängig macht und sie in eine passive Position rückt. Sie weiß nichts, er hat Erfahrung also ist das was er macht vermutlich richtig, egal ob es für sie gut oder angenehm war.
Irgendwie konnte sich dieser Bild bis heute erhalten. Sexuell sehr aktive Frauen werden gesellschaftlich verurteilt und die, die vielleicht nur einen Partner hatten oder sogar noch Jungfrau sind, werden idealisiert (wobei Jungfrau zu sein auch irgendwann als prüde sein abgestempelt wird, aber das ist wieder ein anderes Thema).
Die Frage, die also im Raum steht, ist diese: ist Passivität wirklich attraktiver? Selbstverständlich ist nichts dagegen einzuwenden, wenn man sich bewusst dazu entscheidet passiv zu sein, z.B. wenn man sich von seinem Partner/seiner Partnerin verwöhnen oder sich vielleicht sogar fesseln lässt, aber es ist die AKTIVE Entscheidung passiv zu sein. Wenn ihr das Gefühl habt, dass ihr es nur macht, weil es von euch erwartet wird, versucht euch davon zu befreien.
Hier ein paar Beispiele: zieh ihn/sie beim Sex näher an dich heran, leg deine Beine um seine/ihre Hüfte, massiere ihn/sie, ziehe leicht an seinen/ihren Haaren oder flüstere ihm/ihr zu wie gut es sich anfühlt. Es sind so einfache kleine Dinge, mit denen man anfangen kann. Sobald euer Selbstbewusstsein gestärkt ist und ihr euch sicher fühlt, könnt ihr auch den Sex initiieren. Blockiert euch nicht selbst, weil ihr denkt ihr müsst eine Rolle erfüllen!
Irrtum Nr. 2: Mein*e Partner*in kann Gedanken lesen.
Wir wissen alle, dass dies leider nicht der Fall ist. Warum listen wir es dann hier auf? Ganz einfach: die Hemmschwelle ist recht groß, wenn es darum geht über sexuelle Präferenzen zu sprechen. Für die Einen trifft dies mehr zu als für die Anderen. Ein Lob zu bekommen ist allerdings toll und es gibt doch nichts Besseres, als von dem Partner/der Partnerin zu hören, dass man gut im Bett ist oder dass es sich sehr gut angefühlt hat was er/sie gemacht hat.
Feedback zu geben ist unheimlich wichtig und wir meinen damit nicht einen Fragebogen auszufüllen. Ihr könnt ihm/ihr währenddessen schon sagen, dass ihr mögt, was er/sie tut oder dass es sich gut anfühlt, dass er/sie weiter machen soll usw. Habt keine Hemmungen davor zu Stöhnen, wenn euch danach ist oder ihm/ihr eure Wünsche zuzuflüstern.
Auch hier gilt, dass es seinen Reiz haben kann leise sein zu müssen, damit man vielleicht nicht erwischt werden kann, aber ansonsten solltet ihr keine Ängste haben offen zu kommunizieren, was ihr möchtet, denn Bestätigung kann euch oder eurem Partner/eurer Partnerin einen unheimlichen Selbstbewusstseins-Boost geben.
Mal abgesehen davon, dass Lob auch ein Anreiz dafür sein kann, es beim nächsten Mal wieder so gut zu machen 😉.
Irrtum Nr. 3: Der OrgasMUSS
Der Orgasmus – das angebliche Ziel, welchem man beim Sex immer hinter jagt. Am besten soll man noch mit dem Partner/der Partnerin gemeinsam kommen und dabei so und so aussehen, das und das sagen und…
Wenn ihr gedanklich eine Liste abarbeitet mit Dingen, auf die ihr achten müsst, ist es ungefähr so als ob ihr Samstagnachmittag euren Wocheneinkauf erledigen wollt. Sex und der Orgasmus werden zum absoluten Stress und das sollte eigentlich nicht sein. Gemäß dem Sprichwort „Der Weg ist das Ziel.“, solltet ihr euch einfach auf Sex mit eurem Partner/eurer Partnerin einlassen. Wenn ihr euch entspannt, kommt der Rest ganz von allein. Wir haben noch einmal drei Tipps für euch, wie ihr etwas Ruhe in eurer Sexleben bringen könnt.
1. Entspannt euch
Ja, wir wissen das klingt jetzt leichter gesagt als getan ABER ihr werdet sehen, sobald ihr Angst und Stress in eurem Alltag minimiert, wird es immer besser und leichter zum Orgasmus zu kommen. Zu diesem Ergebnissen sind bereits verschiedene Studien gekommen. Auch wenn es nach Arbeit klingt, versucht es. Macht euch aber bitte keinen Stress, weil ihr versuchen wollt Stress zu minimieren.
2. Was macht euch an? Was entspannt euch?
Dies könnten zwei Fragen sein, mit denen sich manche Frauen vielleicht noch nie beschäftigt haben. Wenn euch die Fragen „Was bringt mich zum Orgasmus?“ oder „Was macht mich an?“ ratlos zurücklassen, ist es vielleicht Zeit genau diese Antworten zu suchen. Ihr müsst es auch nicht ganz allein herausfinden. Euer Partner/eure Partnerin kann euch sogar dabei helfen, wenn ihr dies möchtet. Auch hier ist das Zauberwort wieder Kommunikation aber glaubt uns – es zahlt sich aus.
3. Ich vor Wir
Wenn ihr allein zum Orgasmus kommen könnt, könnt du es auch mit eurem Partner/eurer Partnerin, weil ihr wisst, was sich gut anfühlt und was euch Spaß macht. Wir wissen, dass auch Masturbation lange ein Tabuthema war, aber das muss es nicht sein.
Konzentriert euch auf euch selbst, holt euch vielleicht Inspiration über Klänge, Anleitungen oder erotische Geschichten, erforscht euren Körper, um herauszufinden, was sich für euch gut anfühlt und ihr werdet schnell merken, auf welche Art von Stimulation euer Körper wie reagiert.
Versucht auch hier euch nur auf die Empfindungen zu konzentrieren und nicht darauf, möglichst schnell zum Orgasmus zu kommen. Denkt daran: Der Weg ist das Ziel.
Irrtum Nr. 4: Sexuelles Knistern gibt es nur am Anfang einer Beziehung.
Der Anfang einer Beziehung ist immer aufregend. Man will am liebsten nicht die Finger voneinander lassen. Ein sexuelles Knistern liegt in der Luft und die Gründe dafür sind unter anderem diese:
- Du kennst diesen Mann/diese Frau noch nicht ganz.
- Du weißt nicht immer, wann ihr Sex haben werdet oder wie der Sex sein wird.
- Du fragst dich, wie seine/ihre Freunde und Familie sind.
- Du bist dir nicht ganz sicher, wohin die Beziehung führt.
Man hat sprichwörtlich Schmetterlinge im Bauch aber irgendwann…. Sind es alte Tauben (denkt man zumindest). Man weiß was man hat, ob auf der rein persönlichen Ebene oder eben auch im Schlafzimmer und man weiß es auch irgendwie zu schätzen aber gleichzeitig… fürchtet man, dass über diese Routine die Beziehung einschläft.
Um euch aber die Angst zu nehmen, das ist normal. Eurer Körper würde irgendwann einfach schlapp machen, bei dem Versuch diesen Hormon-Cocktail am Leben zu erhalten. Was macht man aber nun, wenn man den Wunsch hat dieses Knistern irgendwie wiederzubeleben? Auch hier helfen wir gern mit ein paar Tipps aus.
1. Sexting
Warum nicht einfach ein paar anzügliche Nachrichten schreiben? Schreibt ihm/ihr vor der Arbeit oder vielleicht von der Arbeit aus, was ihr mit ihm/ihr vorhabt oder wie langweilig es ohne den/die Andere ist. Ihr könntet zum Beispiel so etwas schreiben wie: „Ich kann es kaum erwarten, dich später zu vernaschen“ oder „Es ist schwer, mich bei der Arbeit zu konzentrieren, ich kann nur daran denken, dich in den Mund zu nehmen“. Wenn ihr möchtet auch gern mit Bild. Lasst euch bloß nicht erwischen und achtet darauf, es auch wirklich der richtigen Person zu schicken. Wenn es aus Versehen im Mailverteiler des Büros landet, könnte das etwas peinlich werden. ;)
2. Bye, Baby
Wenn ihr euch das nächste Mal Verabschiedet, warum nicht einfach einen kleinen Vorgeschmack auf das Wiedersehen geben? Flüstert ihm oder ihr etwas ins Ohr, um in Gedanken bei ihm/ihr zu bleiben. Auch hierfür haben wir zwei kleine Beispiele: "Ich wünschte, ich müsste nicht gehen, ich bin echt feucht" oder "Schade, dass ich zur Arbeit muss, ich möchte wieder mit dir ins Bett springen.".
3. Der Reiz des Verbotenen
Manchmal können öffentliche Veranstaltungen oder Orte einen unheimlichen Reiz haben. Auch diese Situationen, könnt ihr als Inspiration nehmen, um eurem Partner/eurer Partner einmal etwas einzuheizen. Sagt z.B. etwas wie: "Ich wünschte, wir wären jetzt nicht bei meinen Eltern. Ich kann nur daran denken, dir die Kleider vom Leib zu reißen" oder "Wir hätten nicht zu dieser Party kommen sollen, ich bin viel zu horny." Unter Umständen habt ihr euren Partner/eure Partnerin noch nie so schnell zum Auto laufen sehen.
Selbstverständlich gibt es auch noch andere Möglichkeiten, wie z.B. Sextoys, bei dem der eine Partner die Fernbedienung besitzt und der Andere besagtes Spielzeug in oder an sich trägt, aber diese Idee ist eventuell etwas für die Mutigeren 😉 Außerdem könntet ihr auch gern mit unserer Hilfe ein paar spannende Date Nights planen.
All diese Tipps können natürlich je nach Situation und Art eurer Beziehung angepasst werden, aber wir hoffen wir konnten euch einige Ideen geben, wenn es darum geht dafür zu sorgen, dass die eigene Beziehung nicht „einschläft“.
Irrtum Nr. 5: Mein Körper muss beim Sex perfekt aussehen.
Frauen stehen unter einem besonderen gesellschaftlichen Druck, wenn es um ihr Äußeres geht. Das fängt bekanntlich bei der Figur an, geht bei der Kleidung weiter und selbst beim Sex wird Frauen gern versucht einzureden, dass es wichtig ist so und so auszusehen.
Und das ist Quatsch! Die Pornoindustrie spielt hierbei sicherlich auch eine nicht insignifikante Rolle. Wir werden durch sie und allgemein durch die Medien den ganzen Tag beeinflusst. Wir lernen was ein vermeidlich schöner Körper ist und was diesen ausmacht und finden wir bei uns etwas, dass auf diesen wunderschön bearbeiteten Bildern nicht zu sehen ist, bekommen wir Panik und beobachten uns nur noch.
Wir haben es bereits angesprochen, aber sich im eigenen Körper nicht wohlzufühlen und sich beim Sex Gedanken machen zu müssen, wie man aussieht ist unheimlich kontraproduktiv. Akzeptiert ihr euch allerdings so wie ihr seid und fühlt euch in eurem Körper wohl, seid ihr in der Lage euch völlig fallen zu lassen und werden auch bemerken, dass der Sex eine ganz neue Qualität bekommt.
Gedanken wie „Mein Po ist nicht straff genug und schwabbelt zu sehr.“, „Ich habe Cellulite.“ oder „Mein Bauch ist nicht flach genug.“, sind einfach nur hinderlich. Wenn ihr wirklich starke Selbstzweifel habt, könnt ihr auch mit eurem Partner oder eurer Partnerin sprechen. Gerade das erste Beispiel wird von Männern unter anderem genau gegenteilig empfunden und das letzte was beim Sex interessieren sollte, ist Cellulite. Ihr solltet mit ganz anderen Dingen beschäftigt sein.
Denkt daran: jeder ist begehrenswert und hat es verdient sich auch genauso zu fühlen und wenn sich jemand über die Form eurer Brüste oder eurer Körperbehaarung beschwert, ist er oder sie eure Zeit schlichtweg nicht wert! Your Body, your choice!
Jetzt wo wir am Ende dieses Beitrages sind, nehmt euch wirklich die Zeit einmal in Ruhe über alles nachzudenken und euch zu fragen: Was trifft auf mich zu? Und noch viel wichtiger: Was kann und will ich ändern? Uns ist klar, dass man nicht plötzlich am nächsten Tag aufwacht und sofort alles in die Tat umsetzen kann, aber macht euch nichts daraus. Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut und keiner verlangt von euch gleich eine Sexgöttin zu sein.
Fangt klein an, schaut in den Spiegel und entdeckt eure schönen Seiten, redet mit eurem Partner oder eurer Partnerin, befolgt die Tipps, die wir euch gegeben habt, wenn ihr euch damit wohlfühlt und genießt es einfach, immer selbstbewusster und selbstsicherer zu werden. Selbstliebe ist wirklich sexy und habt ihr euer Verhältnis zu euch und eurer Sexualität erst einmal verbessert, werdet ihr merken, dass ihr zu der Göttin werden könnt, die eigentlich in euch steckt.